Gibt man bei google „Thüringen“ ein erscheint Mett, Bratwurst und Klöße. An all dies habe ich gedacht, als mich mein Freund Olli auf eine Tour auf den Rennsteig eingeladen hat. Der „Rennsteig“ ist wohl DER Wanderweg in Deutschland.
Das, was Olli mit mir vorhatte, hatte allerdings mit entschleunigendem Wandern und besagten Lebensmitteln nichts zu tun. Ihm ging es vielmehr um den 2. Rennsteigride, einer atemlosen Hatz über eben diesen Wanderweg in einer Länge von rd. 70 km mit reichlich Höhenmetern und über Stock, Stein und Wurzeln. Hätte ich wohl vorher besser zugehört wäre mir diese Überraschung erspart geblieben. So aber hatte ich mich meinem Schicksal zu fügen.
Nach rd. 3 Stunden entspannter, weil baustellenfreier Anreise ging es los wie immer vor einem Rennen: Startunterlagen abholen, Räder fertig machen und etwas warm fahren, was bei meiner desolaten Form auch dringend vonnöten war. Nach dem Start ging es auch gleich mächtig los. Die erste fiese Schottersteigung verlangte gleich nach dem ganzen Kerl in mir. Gut war, dass ich im Startgetümmel gleich meinen Freund Olli gefunden habe und wir uns gemeinsam aus dem Schotterschlamassel durch abwechselnde Führungsarbeit retten konnten. Es war uns nach der ersten Steigung möglich, durch unsere Teamarbeit ein schnelles, aber nicht zu forderndes Renntempo anzugehen. Die Strecke hatte aber auch alles zu bieten, was das Mountainbikerherz begehrte und sie erlaubte uns sogar, immer wieder einige Mitstreiter zu überholen.
Doch dann kam der erste wirkliche Abfahrtsscharfrichter in Form einer üblen Rinne, in der viele messerscharfe Steine nur darauf warteten, einige Reifen kreuz und quer aufzuschlitzen. Ich aber sah nicht die Steine sondern nur die Gelegenheit, technisch nicht so fitte Gegner in eben dieser Rinne zu überholen. Die dabei eingehandelten zerrissenen Strümpfe (mein Freund Walter, der mir die Strümpfe geliehen hat, mag es mir verzeihen) waren es wert! Ich hatte aber die Wette ohne meinen Freund Olli gemacht. Der ward unten am Auslauf der Rinne weit und breit nicht zu sehen. Mir schwante, mit wem er Bekanntschaft gemacht haben musste. Mit platten Reifen ist nicht gut Rinne surfen. Obwohl wir vereinbart hatten, dass bei einem technischen Schaden des einen der andere weiterfahren sollte blieb ich stehen und wartete. Alle vorher überholten Fahrer fuhren nun mit einem süffisanten Grinsen an mir vorbei. Auf meine wiederholte Frage an die vorbei rasenden MTBler, ob sie einen Fahrer mit technischem Defekt gesehen haben schauten die mich an, als ob ich gefragt hätte, ob sie mir ihre Frau zum Schäferstündchen leihen könnten. Ich hätte eigentlich wissen müssen, dass bei so einer Hatz jeder in seinem eigenen Tunnel fährt und nichts sieht und hört.
So habe ich mich aufgerafft und bin –in der Hoffnung, dass nichts Ernstes passiert ist- in einem nicht zu schnellen Tempo das Rennen weitergefahren. Obwohl mir das Fehlen meines Freundes Olli nach wie vor Sorgen bereitete wurde es noch eine –trotz der Qualen, die man bei einem solchen Rennen erleiden muss- schöne Tour für mich. Viele herrliche Ausblicke vom Rennsteig hinunter ins Gothaer Becken oder unterhalb der Oberhofer Schanze (ein Traum!), aber auch die herrlichen Wurzelteppiche, die man auf dem Rennsteig immer wieder findet, entschädigen für vieles.
Für mich hat es sich also wirklich gelohnt, an diesem -von mir ungeplantem- Event teilzunehmen. Der Rennsteig ist, egal ob Wanderer oder MTBler, immer eine Reise wert. Zumal der Ausrichter auch bei der abschließenden Verpflegung an nichts gespart hat. Es gab geräucherte Mettenden, Thüringer Klöße, Rouladen mit Rotkohl und frisch gezapftes Köstritzer. Da hat sich der Kreis für mich geschlossen und die vorher mühsam abgestrampelten kcal waren in fester und flüssiger Form wieder dort, wo sie hingehören: im Körper.
Für die Statistik: Ich bin in der Gesamtwertung 97ter und in der Alters (sprich Grufti-) wertung 13ter (und wagt es nicht zu behaupten, es wären nur 98 bzw. 14 Fahrer dabei gewesen!) geworden. Das habe ich mal als Erfolg für mich verbucht.
Ergebnis in der Altersklasse: 13
Ergebnis in der Gesamtwertung: 97
Gallerie zum Rennbericht: